Nacht II

Unwillkürlich krümmt der Tag
sich stechend fremd.

Die Welt verwinkelt
sich spitz und grell.

Im Zwielicht
pfeiffen die Gesichter
Spott.

Mein Körper stammelt
schiefe Gesten.
Mein Gesicht spricht
in verdrehten Zungen.

Zur Nacht
regnen die Blicke
Verachtung.

Ich stürze mich
in einen Schacht
schwärender Gedanken.

 


Ideeenflucht

Wenn mir mal wieder
der Schädel aus dem Kopf
fällt
und mein Geist
ins Leere greift,
lese ich mein
zerbrochenes Gesicht
vom Asphalt.

Während die Straße
achselzuckend
unter mir davonzieht
wie ein flackerndes Licht,
taste ich nach den alten Narben:
Dem Kinn, dem Mund,
dem in sich
zusammengefallenen Blick.

 

Von der Decke hängt
die ganze Welt
kopfüberstürtzt dahingeschmettert.
Spastisch besprenkeln
meine hilflosen Worte
die Wand.

 

Zur Nacht mahlen mein
Gedanken schwarzes Glas,
das mir aus
schwärenden Wunder wuchert.

 

Auf einem Fluss flüssigen Silbers
reicht mir der Fährmann
zum Abschied die Hand
und
nimmt mich fort.

 


Schlagschatten

Die Saat schöner Worte
trägt die zerborstene
ölsatte Frucht des Zweifels.

Meine Worte wehen
wie zerschlissene Wimpel
im Wind.

Im sterbenden Schräglicht
hasten Schatten über das Feld.
Krähendurchtränkt flattert
die Ferne.

Die sinkende Himmelsstirn
saugt den Knochen des Fassbaren
aus den Dingen.

Mein vorwärtshustender Schritt;
mein röchelnder Blick;
mein fragmentierter Geist
schlafwandelt
durch eine umgestülpte Welt
auf der Gegenseite
atemwringend.

 


Das Rosenkind

Das Rosenkind
rennt knospenblind
durch dornverstrickten Garten.
Es blinzelt durch den Morgentau,
es streckt sich in das Himmelsblau
und bebt schon vor Erwarten.

Die Sonne streicht
ihm frühlingsleicht
den froh erhobenen Kopf.
Der Tag erwacht
und flechtet sacht
aus Vogelzwitschern einen Zopf.

 


Zeichnung

Wenn mit wehendem Gewand
der Trugschluss sich
ins Ungewisse schleicht,

vermag der sanfte Strich,
zu folgen, wohin
die Feder fließt,
den Augenblick
ins Ziel zu richten.

 


Die lange Nacht kennt keine Stunden

Die lange Nacht
kennt keine Stunden.
Sie dehnt, sie streckt, sie räkelt sich;
sie frisst die Erinnerung
an die letzte Sonne;
sie wirft ihren Schatten
über den schwarzen Horizont.

Spröder Schlaf
sickert in staubmüde Augen.
Er quengelt, nörgelt, kratzt;
er wirft mich hin und her,
von einem Ufer der Dunkelheit
ans andere.

Mein dürrer Geist!
Er zittert, schwimmt, ertsäuft
in der tauben Milch der Zeit;
er krümmt sich unter
dem Tropfen der Sekunden;
er schwitzt Wahnbilder
in die nasskalte Umarmung
des Lakens.

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